Die Europäische Kommission hat das Europäische Parlament darüber informiert, dass die Anwendung der EU-Waldschutzverordnung (EUDR ) um ein Jahr verschoben werden kann - vom 30. Dezember 2025 auf Ende 2026. Die offizielle Erklärung verweist auf ernsthafte Bedenken hinsichtlich des für die Umsetzung erforderlichen IT-Systems.
Offizieller Grund: IT-Herausforderungen
Das System soll die Registrierung der Wirtschaftsbeteiligten verwalten, Sorgfaltserklärungen verarbeiten und als Schnittstelle zu den Zollbehörden dienen. Neue Prognosen deuten auf ein weitaus höheres Arbeitsaufkommen als erwartet hin, das auf folgende Faktoren zurückzuführen ist
- die große Zahl der in die EU eingeführten kleinen Pakete,
- zusätzliche Verpflichtungen für nachgelagerte Betreiber,
- zeitaufwändige Kontrollen durch die Kommission und die nationalen Behörden.
Laut Kommissarin Jessika Roswall könnte dies zu "inakzeptablen Verlangsamungen oder wiederholten Ausfällen" führen und die Unternehmen daran hindern, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Politischer Hintergrund: mehr als nur IT
Gleichzeitig bezweifeln viele Beobachter, dass die IT-Problematik die ganze Geschichte ist. Der Zeitpunkt und der Kontext deuten darauf hin, dass auch politische Erwägungen im Spiel sind:
- In den Handelsgesprächen mit den Vereinigten Staaten hat die EU zugesagt, die Meldepflichten für Nicht-EU-Unternehmen zu verringern.
- Unter dem Schlagwort "Vereinfachung" gerät die EU-Nachhaltigkeitsregelung zunehmend unter politischen Druck.
- Eine Konsultation zu mehreren Umweltgesetzen (einschließlich der EUDR, der Richtlinie über grüne Forderungen und der IED) läuft derzeit als Vorbereitung für ein weiteres Omnibus-Paket zur Vereinfachung.
Vor diesem Hintergrund wird der Aufschub weithin nicht nur als technische Anpassung, sondern auch als politisches Zugeständnis an Handelspartner und Deregulierungsbefürworter gesehen.
Auswirkungen für Unternehmen
Für die Unternehmen bedeutet die Verschiebung:
- Mehr Vorbereitungszeit für die Anpassung der Lieferketten an die EUDR.
- Anhaltende Unsicherheit darüber, wie streng die Regelung letztendlich sein wird.
- Ein klares Signal, dass auch die Kernvorschriften des Green Deal nicht vor politischen Kompromissen gefeit sind.
Fazit:
Die EUDR bleibt ein Eckpfeiler des EU-Nachhaltigkeitsrechts - aber ihr Inkrafttreten wird sich verzögern. Offiziell wegen der IT, inoffiziell auch wegen der politischen Realitäten. Unternehmen sollten die zusätzliche Zeit nutzen, um ihre Lieferketten vorzubereiten und die laufenden Omnibus-Verhandlungen genau zu verfolgen.
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